Seit dem letzten Automobilsalon Genf im Jahr 2019 gab es das eine oder andere Ereignis: Querstehende Containerschiffe, die eine oder andere Klimademonstration, Umweltkatastrophen, dann war da noch etwas Pandemie, Angriffskriege und eine wunderbar "diverse" Auswahl an weiteren kleinen und grossen "Unannehmlichkeiten".
Viel Chaos und viele Ereignisse also, die uns als Gesellschaft zum Nachdenken bewogen haben und den Wunsch etwas verändern zu wollen zusätzlich verstärkt haben.
Wir widmen uns hier aber weder der Sozialpolitik noch der Dialektik zwischen gut und Böse, sondern im Normalfall dem Simracing, der Mobilität und dem Automobil in all seinen Facetten.
Heute beschäftigen wir uns aber explizit damit, aus welchen Gründen der Automobilsalon Genf besser in seinem Grab hätte ruhen sollen, anstatt die Wiederauferstehung als Zombie zu "feiern".
Seit der letzten Durchführung im Jahr 2019 wurde vieles verändert, geplant und umstrukturiert, und so konnte die Ausgabe 2024 der G.I.M.S folgende Highlights bieten:
Noch circa ein Viertel der Messefläche, die eine schöne Auswahl an leeren Freiflächen bot, einen 70 % Rückgang bei der Anzahl der Aussteller, dafür aber einen Inflationsfreundlichen Preisanstieg bei den Tickets von 36 % auf 25.- CHF, und natürlich Renault als einzigen in unseren Breitengraden namhaften und bekannten Automobilhersteller.
Also, wenn das allein kein Grund ist, nach Genf zu fahren, dann weiss ich auch nicht.
Starten wir unsere kleine Tour also mit einigen Impressionen der Messe. Schön zu sehen ist hier unter anderem die grosszügig gestaltete "THE LOUNGE", die sich auf dem oberen Stock befand. Leider war meine Kamera nicht in der Lage, die Grösse dieses meisterhaft umgesetzten "Raummanagements" einzufangen.
Ebenfalls erwähnenswert ist der Wunderbar und offen gestaltete Eingangsbereich, der sowohl über viele Sitzgelegenheiten als auch über einen "Würfelmonitor" verfügte. Und die beeindruckende Aussicht über ca. 60 % der Messe-Fläche auf der unteren Etage..
Auf dieser präsentierten Hersteller wie BYD aus China und LUCID MOTORS aus den Vereinigten Staaten ihre neuesten, sich optisch kaum ähnelnden Fahrzeuge, die teilweise über fantastische und innovative Features verfügen.
In einem BYD dreht sich das Zentrale Multimedia Display per Knopfdruck vom "Story" in den "Panorama" Modus, ideal also für alle Content Creator und Influencer, die auch während der Fahrt nicht das Gefühl vom Handy in der Hand vermissen möchten.
Dadurch wirken die Armaturenbretter dieser Fahrzeuge noch "aufgeräumter", "schöner" und die Fahrer werden durch die ganzen Möglichkeiten, die solche Fahrzeuge bieten, sicherlich kein bisschen mehr vom Verkehrsgeschehen abgelenkt.
Auch das Downsizing und die "Effizienzsteigerung" der wenigen vor Ort gezeigten Verbrennungsmotoren soll nicht unerwähnt bleiben, hier ein Modell des Herstellers Dacia. Diese Meisterwerke der Motorenbaukunst, die bis zu ihrem meist sicheren Tod bei 60`000Km ihren Dienst tun werden, sind ein Garant für die positive und weitere nachhaltige Entwicklung der Automobilindustrie.
Und sie zeigen effektiv auf, was man mit dem eisernen Willen zur Qualität und vollem Einsatz für den Endkunden alles erreichen kann, denn Umsatz ist ja bekanntermassen ein Grundsatz.
Eines meiner persönlichen Trostpflaster war die "Classic Gallery", die einige historische und spannende Fahrzeuge aus vergangenen Tagen präsentierte. Dass dies aber nicht mehr dem Zeitgeist entspricht, machte sich unter anderem durch die Lieblose und dröge Aneinanderreihung der Fahrzeuge bemerkbar, aber immerhin konnte so gefühlt ein Drittel der Messefläche "gefüllt" werden.
Und kein Kind der 80er oder 90er beschwert sich über die Chance, einen Ferrari F40 Live zu sehen.
Kimera Automobili mit seiner Neuinterpretation des legendären Gruppe B Rallyemonsters Lancia 037 und einer Sammlung historischer "Martini Racing" Fahrzeuge gehörten ebenfalls zu den spärlich gesäten Höhepunkten dieser Messe.
Dass sowohl die Förderung alternativer Treibstoffe als auch die der Elektromobilität notwendig ist, steht ausser Frage. In diesem Kontext sollten wir uns aber kurz mit dem Thema "Leichenschändung" befassen. Grüsse gehen raus an Ford und ihren MACH-E "Mustang", oder aber an Renault...
Denn, dass Renault in den 90er Jahren über wesentlich mehr Humor und Experimentierfreude verfügte als heutzutage, zeigen folgende Bilder. Ein Renault Espace mit Formel 1 V10 Motor aus dem Jahr 1994 und als Kontrast die Aktuelle "Neuauflage" des zur Legende gewordenen Renault 5, jetzt als Elektroversion.
Wieso es viele Automobilhersteller als Notwendigkeit sehen, bekannte Namen auszugraben und zu pervertieren, anstatt Mut und Ideenreichtum aufzubringen, ein neues Produkt zu schaffen und diesem Leben einzuhauchen, entzieht sich meinem Verständnis. Hauptsache, die Leute im Management und der Marketingabteilung können sich für ihre innovativen Ideen selbst beweihräuchern.
Die Revolution war mal ein französisches Ding...
Zum Ende möchte ich betonen, dass ich das bei den Organisatoren und Ausstellern sicherlich nicht zu knapp vorhandene Herzblut für die Erhaltung dieser lange bestehenden Ausstellung zu schätzen weiss. Ich finde es sehr bedauerlich, so über diese "Institution" und ihre Entwicklung berichten zu müssen, denn ich ging viele Jahre sehr gerne zum "Salon".
Jedoch glaube ich daran, dass sowohl das Interesse seitens Hersteller als auch das des Endkunden in der heutigen Zeit auf andere Weise gewonnen werden muss, und hoffe, dass die beteiligten Parteien eine angemessene Lösung für diese verfahrene Situation finden werden.
Bis dies gelingen sollte, wünsche ich mir als Mensch, der eine grosse Leidenschaft für das Automobil, die technische Innovation und den Fortschritt hegt, dass dies die letzte G.I.M.S gewesen ist. Denn auch der Umwelt zuliebe sehe ich keinen Anlass mehr, die Anreise nach Genf und die überrissenen Preise für einen solchen Anlass auf mich zu nehmen.
Eine Anmerkung zum Abschluss: Wir beraten sehr gerne alle Eventorganisatoren bei der Anschaffung oder der Miete qualitativ hochwertiger Simulatoren, die ein realistisches Fahrgefühl vermitteln und den Fahrern Bestzeiten ermöglichen, wie auf dem Rechten Bild zu sehen ist...
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